Salsa in Frankfurt am Main

Über den „großen Teich" nach Europa schwappte die Salsawelle in den 1970er Jahren - und mit viel Schwung erreichte sie alsbald auch Deutschland. Frankfurt am Main als internationales Drehkreuz wurde natürlich auch gleich davon erfasst. Nightfever ist in Frankfurt Salsafieber - heiß her ging es schon am Anfang im wahrsten Sinne des Wortes und Salsa ist in der Mainmetropole ein Dauerbrenner geblieben:

 

Wie alles anfing

(aw) Feurig, emotional, sinnlich: Salsa-Partys sind schon lange ein fester Bestandteil des Frankfurter Nachtlebens. Seinen Anfang nahm der Siegeszug der Salsa-Rhythmen dort 1984. Damals fand im Kulturzentrum „Brotfabrik“ im Stadtteil Hausen die erste Salsa-Party statt. DJ Lobo brachte den Saal mit Salsa und Merengue zum Kochen, und das nicht nur im übertragenen Sinne: Heiß war es im fensterlosen Raum, nahezu erdrückend schwül. Schuld daran war neben den Rhythmen und dem überströmenden Temperament der Tänzer schlicht und ergreifend die fehlende Luftzirkulation. Ein Song, eine einzige Runde auf dem Parkett – und schon waren die Tänzer nassgeschwitzt. Spätestens eine Stunde nach Beginn der Party hatte sich der Tanzsaal in eine Sauna verwandelt. Gefühlte Temperatur: 50 Grad. Der Kalorienverbrauch war hoch, der Getränkeumsatz mit Sicherheit auch. Bei der Rückkehr nach Hause um ein Uhr nachts ungeduscht schlafen zu gehen, war undenkbar.

Dass in Hausen Salsa aufgelegt wurde, sprach sich auch in den Kasernen herum. Frankfurt war ein wichtiger Stützpunkt der US-Armee, und Puertoricaner gehörten wie selbstverständlich zu den Gästen. Den damals oft noch etwas unerfahrenen heimischen Tänzern hatten sie eines voraus: Dank ihrer karibischen Heimat trugen sie den Rhythmus im Blut und bewegten sich mit Leichtigkeit übers Parkett.

Den Tanzsaal von damals gibt es noch immer, den Mittwochstermin auch. Doch ansonsten hat sich in der Frankfurter Salsa-Szene viel bewegt und einiges verändert. Jahre nach der ersten Veranstaltung ließen die Betreiber der Brotfabrik eine Lüftung einbauen, was zusammen mit anderen baulichen Veränderungen den Charakter des Veranstaltungsorts nachhaltig veränderte. Mit dem Abbau der Zwischendecke und mehreren Umgestaltungen des Raums ging der Charme der frühen Jahre großenteils verloren.

In der Zwischenzeit hatten andere Veranstalter den neuen Trend erkannt. Neue Tanzlokale und -möglichkeiten waren entstanden. Nicht weit vom Ostbahnhof konnte in den 1990er Jahren im „King’s Palace“ Salsa getanzt wurden – bis die schicke Location im Stil einer Cocktailbar einem Getränkehandel wich. Weniger Zuspruch fanden Salsa-Abende in einem lateinamerikanisch inspirierten Restaurant in der Adalbertstraße, vielleicht wegen des etwas zwielichtigen Ambientes. Beliebter war das „Don Carlos“, ein enger Gewölbekeller in der Bleichstraße, in dem neben Salsa-Hits und Merengue-Titeln auch beliebte Line Dances wie „El tiburón“ für Stimmung sorgten.

Mitte der 90er Jahre hatte sich das Latin-Fieber in Frankfurt weitgehend verbreitet. Salsa-Tanzkurse organisierte nicht mehr nur die Brotfabrik; auch privat wurden Wochenend-Workshops angeboten. In den Folgejahren entstanden die ersten Tanzschulen, die sich auf lateinamerikanische Tanzstile jenseits des Standardtanzes spezialisiert hatten. In Hausen – nur einen kurzen Fußmarsch entfernt von der Brotfabrik, wo einst alles begann – eröffnete Oliver Leip 1999 die auch heute noch erfolgreiche Tanzschule „Conexión“ mit regelmäßigen Salsa-Partys am Samstag. Im selben Jahr ging Robert Balázs „Salsonic Dance Company“ an den Start, die knapp zehn Jahre lang den New York Style im Rhein-Main-Gebiet bekannter machte. Die dazugehörige Party „Havana Heat Bronx Beat“ fand zuletzt im Schirn-Café statt – und ist mittlerweile Geschichte. Salsa-Locations kamen und gingen, aber wer tanzen wollte, hatte in Frankfurt mittlerweile an mehreren Wochentagen an unterschiedlichen Orten dazu Gelegenheit. Im Laufe der Jahre wuchs die Salsa-Szene immer weiter. Heute finden Salseras und Salseros fast täglich einen Treffpunkt, um ihre Tanzbegeisterung zu leben. Nur montags herrscht Funkstille. Auch Salseros brauchen wohl einmal pro Woche einen Ruhetag …